Wüste – Berge – Meer – Medina, Eine Rundreise durch Marokko.

Die Vorfreude auf unsere zweite Reise durch das faszinierdende Land steigt jeden Tag. Von unserem «Winterquartier» in Benissa an der Costa Blanca starten wir unsere Reise Richtung Nordafrika. Die Überfahrt mit der Fähre von Algeciras nach Tanger Med ist gebucht und eine grobe Reiseplanung ist in trockenen Tücher.

Bevor wir jedoch den Kontinent wechseln gibt es noch eine logistische Aufgabe zu lösen: Da wir unsere eBikes und den Biketräger nicht nach Marokko mitnehmen möchten – dies gilt auch für unsere portable Satelitenempfangsanlage, muss ein temorärer und sicherer Lagerplatz für diese Gegenstände gefunden werden. Nach längeren Recherchen im Internet sind wir schliesslich bei FEJABOX in Tarifa fündig geworden. Die Firma verfügt über verschieden grosse Lagerplätze für die Mietdauer von jeweils 1 Monat zu günstigen Konditionen. Wir haben einen abschliessbaren Raum von 2.5 m2 für ca. EUR 50.00/Monat gebucht. Alle nötigen Vertragsformalitäten können easy online gemacht werden. Wir erhalten einen Zugtrittscode für das Gebäude und profitieren dadurch vom 7/24 Service, welcher wiederum das Buchen der Fähre flexibler macht.

Über den Winter hat sich so einiges an neuem Hausrat und Kleinkram angesammelt und hat nun definitiv keinen Platz um alles im Camper zu verstauen. Unsere Anfrage bei Lehmann Transporte brachte die perfekte Lösung für das Problem. Lehmann bietet die Möglichkeit, nebst grösseren Umzügen, auch kleine Zuladungen zu seinen monatlichen Transportfahrten von der Costa Blanca in die Schweiz mitzugeben. Wir kauften also beim «Chinesen» zwei grosse Plastikboxen, und brachten diese gefüllt zum Lehmann-Lager in Vergel (Nähe Denia). Voila – Problem schnell und preiswert gelöst.

Strassenkarte am Ende vom Reisebericht

Am 18. Februar, einen Tag früher als geplant begeben wir uns auf die Fähre in Algaciras. Mit Blick auf Gibraltar verlassen wir den europäischen Kontinent. Nur gerade mal 1 ½ Stunden später erreichen wir in Tanger Med die nördliche Spitze von Marocco und stehen nun in Afrika. Obwohl die Passkontrolle bereits auf der Fähre gemacht wird, dauern die Einreise- und Zollformalitäten doch eher lang. Gleich hier, im Hafenbereich kann man sich mit marokkanischen SIM-Karten eindecken. Die freundlichen Verkäufer übernehmen auch gleich die Aktivierung der Karten. Wir haben je eine Karte mit 40GB von Maroc Telecom und Invi gekauft. Grob gerechnet kostet 1 GB = 1 Euro. Unweit hinter dem Hafen beginnt die gut ausgebaute Schnellstrasse A4 auf welcher die quirlige Stadt Tanger umfahren werden kann. Weiter auf der mautpflichtigen A1 erreichen wir Ashila und checken im einfachen Camping «Assada» ein. Das kleine Städtchen mit der herausgeputzten Medina wirkt noch nicht wirklich wie ein typischer marokkanischer Ort, ist aber gut geeignet, um erst einmal im Land anzukommen und die fremde Kultur zu erleben.

Vorerst verabschieden wir uns wieder von der Küste und fahren auf abwechslungsreichen Landstrassen Richtung der Königsstadt Meknès nach Süden. Was hier auf den Strassen abgeht ist schon was Besonderes und nicht zu vergleichen mit dem, was wir kennen. Autos, Lastwagen, Eselkarren, Radfahrer, Fussgänger, Hühner, Kühe und vieles mehr gilt es im Auge zu behalten. Ein wildes Durcheinander in das man als Verkehrsteilnehmer eintaucht. Einen lohnenswerten Stop und eine gute Gelegenheit die Füsse zu vertreten sind die Ruinen und Ausgrabungen vom UNESCO-Weltkulturerbe Volubilis. Sie zeigen auf einer Fläche von 42 ha die am besten erhaltenen Monumente aus der römischen Antike in Marokko. In nur ein paar Kilometer Entfernung sieht man bereits die heilige, auf zwei Hügeln gebaute Stadt Moulay Idriss. Die Stadt gilt als religiöses Zentrum Marokkos. Das grosse Mausoleum, in welches auch Nicht-Muslime Zugang bekommen, ist der Mittelpunkt der Pilgerbesuche. Eine Stadtbesichtigung ist ein unbedingtes Muss. Wir fahren noch ein paar Kilometer weiter durch eine hügelige und aussichtsreiche Gegend bis zum Camping «Sidi Ali». Es ist der ideale Ausgangspunkt, um die Königsstadt Meknès zu besuchen. Die Bushaltestelle liegt nur gerade einen Steinwurf vom Camping entfernt. Die Buslinie 15 fährt direkt ins Zentrum/Medina der Altstadt.

Unsere Route führt uns nun weiter Richtung Süden auf herrlichen Strassen durch die Ausläufer vom Hohen Atlas. Kurz nach Azrou führt die gut ausgebaute Strasse steil bergauf durch dichten Wald aus Zedern und Steineichen. Nach ca. 10 km erreichen wir einen grossen Parkplatz als Ausgangspunkt für eine kleine Wanderung auf dem «Circuit touristique des Cèdres». Am Parkplatz tummeln sich viele halbzahme Berberaffen die man füttern kann. 60 Km nach Azrou erreichen wir den Col du Zad auf 2178 m.ü.M.

Auf den weiten Flächen dieser Hochalpen – wir sind auf etwa 1900 m.ü.M. unterwegs – sieht man vereinzelt die Zelte der Viehnomaden, die in der kargen Landschaft mit ihren Herden auf der Suche nach spärlichem vorkommendem Futter umherziehen. Weiter auf der N13 führt die Strasse nun durch eine kahle und zerklüftete Berg- und Hügellandschaft Richtung Midlet. 20 Kilometer vor Midlet schlagen wir unser Nachtlager im kasbahartigen Komplex des «Ksar Timnay» mit angeschlossenem Campingplatz auf. Die Weiterfahrt über Midlet und Rich ins Tafialet ist landschaftlich sehr reizvoll. Entlang dem Fluss Ziz findet man immer wieder saftig grüne Oasen die sich um die typischen braunen Lehmdörfer schmiegen. In der malerischen Gorges du Ziz mit ihren senkrechten Wänden lohnt es sich immer mal wieder rechts ran zu fahren um die eindrückliche Landschaft zu bestaunen. Der 220 km lange Qued Ziz entspringt im östlichen Hohen Atlas und fliesst südöstlich in die Sahara. Das ganze Tal des Ziz ist eine der grössten marokkanischen Oasen mit unzähligen Dattelpalmen.

Hat man einmal Rissani passiert, sieht man bereits am Horizont die gigantischen Dünen von Erg Chebbi leuchten. Nun heisst es eintauchen in die Ausläufer der Sahara und von nun an beherrscht Sand nicht nur das eindrückliche Landschaftsbild sondern auch das Innenleben von Schuhen, Taschen und Camper. Die Auswahl an Stellplätzen ist gross. Wir haben uns für einen tollen Stellplatz beim Hotel Kasbah Mohayut www.hotelmohayut.com direkt an den Dünen b ei Merzouga entschieden. Auf der höher gelegenen Camping-Ebene gibt es keine Schattenplätze aber dafür direkten Ausblick in die Sahara. Auf der unteren Ebene kann man den Wagen z.T. unter Palmen in den Schatten stellen. Die Sanitäranlagen sind einfach aber sauber und zweckmässig. Auch gibt es genügend Steckdosen für Strom. An der Rezeption können geführte Ausflüge in die Sahara mit Kamelen oder 4×4 Fahrzeugen gebucht werden. Im charmanten Restaurant werden sehr schmackhafte, einheimische Gerichte serviert.

Um die Wüste zu erkunden entscheiden wir uns, eine Rundwanderung durch die mächtigen Dünen unter die Füsse zu nehmen. Glücklicherweise sind heute nicht sehr viele lärmende Quads unterwegs und wir können die Vibes der Sahara so richtig in uns aufnehmen und wirken lassen. Ein wirklich eindrückliches Erlebnis wenn man das erste Mal in einer realen Wüstenlandschaft unterwegs ist.

Wir folgen weiter der N13 in südlicher Richtung. Die mächtigen Dünen verschwinden allmählich aus dem Rückspiegel und es öffnet sich mehr und mehr der freie Blick in eine grenzenlose und öde Steinwüste. Öde aber nur auf den ersten Blick, denn auch wenn es ausser Landschaft nicht viel zu sehen gibt, so ist die Gegend doch sehr faszinierend. Gemäss unserem Reiseführer sollte die geteerte Strasse in Taduz zu Ende sein. Weit gefehlt! Eine neu ausgebaute, breite Strasse führ weiter südwestlich durch die Einsamkeit in welcher ausser dem Bergbau, nicht viel Betrieb zu sein scheint. Ob die Strasse nun durchgehend bis Tagounite, im Süden von Zagora geteert ist, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Wir drehen nach einigen Kilometern um und fahren dem selben Weg wieder nach Norden bis Rissani. Eine kleine quirlige Stadt die absolut einen Besuch wert ist. Auf dem Souk konnten wir unsere Vorräte wieder auffüllen. Auch haben wir es einmal gewagt, frisches Poularden Filet zu kaufen, welches vermutlich bis dahin noch nie einen Kühlschrank von innen gesehen hat. Das Highlight war aber die Tajine die wir mitten im Souk serviert bekommen haben.

Wir verlassen das Tafilalt und gondeln auf herrlicher Strecke entlang der N12 durch das weite Tal westwärts bis Alnif. Diese Gegend ist berühmt für das Vorkommen von Mineralien und Fossilien. Entsprechend ist auch die Anzahl von Verkaufsständen am Strassenrand. Die R113 zweigt hier nach Norden ab. Es ist ein Traum dieser Strasse in die Berge hinein zu folgen. Nach Alnif gilt es nun zwei Pässe zu meistern bis wir in der Ferne unsere heutiges Tagesziel Tabesbeste sehen. Durch das weite Tal pfeift der Wind und trübt die Weitsicht. Ein Sandsturm tummelt sich genau da, wo wir heute übernachten wollen. Der Empfang auf dem «Camping Tizmoutine» war unglaublich herzlich. Mohamed hat uns mit einem frischen Tee und feinem Gebäck begrüsst.

Auf die nächste Etappe haben wir uns schon lange gefreut! Die neu ausgebaute Strasse N10 bringt uns bei schönstem Morgenlicht durch das weite Tal bis nach Goulmima. Hier startet die absolut eindrückliche 3-Schluchten-Rundfahrt. Wir folgen der R7103 durch viele kleine Dörfer mit ihren einfachen Lehmbauten und zum Teil verlassenen Kashbahs und tauchen ein in das wahre Marokko. Die atemberaubende Strasse steigt nun stetig an und wir erreichen die grandiose Rheris-Schlucht mit ihren senkrechten Wänden. Dieser folgen wir über viele Kilometer und wechseln immer mal wieder die Talseite durch eine Fuhrt. Zum Glück (für uns) führt der Qued Gheris heute kaum Wasser. Nach aufregender Fahrt ist das Bergdorf Amellago auf einer weiten Hochebene erreicht. Gleich hier beginnt die Imiter-Schlucht, die nicht mehr ganz so wild erscheint, aber an Faszination kaum zu übertreffen ist. Die schmale Teerstrasse gewinnt weiter an Höhe und führt durch typische Berberdörfer mit alten Kasbahs wie Imiter, Aouarai, Assoul, Tiidrine nach Tamtattouchte auf 2000 m.ü.M. immer weiter Richtung Westen. Von Goulmima bis Tamtatouchte sind wir nun schon 131 km gefahren! Auf dem Weg sehen wir einen kürzlich neu gebauten Staudamm. Ein Einheimischer hat uns erzählt, dass seit der Fertigstellung kein Regen mehr gefallen ist und der See daher immer noch trocken liegt. Zum Abschluss der unvergesslichen Fahrt geht es nun noch durch die berühmte TodrhaSchlucht. Die Eindrücke sind nicht in Worte zu fassen. An der engsten Stelle kann man kaum noch Sonnenlicht sehen – so tief hat sich das Wasser in den Stein gefressen. Welche Kraft das Wasser hat sieht man an den hausgrossen Felsbrocken, die im Bachbett liegen. Leider tobt auch hier der Sturm und es pfeifft gewaltig und ungemütlich durch die Schlucht. Sogar die Souvenirhändler packen die Stände zusammen. Auf dem Camping «Garden of Eden» beenden wir die grandiose Fahrt.

Es war mit nur mal gerade 3 Grad Celsius eine kalte Nacht hier oben am Ausgang der Todhra-Schlucht! Dies ist aber schnell vergessen als uns die Morgensonne und der blaue Himmel auf der Weiterfahrt nach Tinhir und Boumalne du-Dadès begleiten. Hier beginnt das Vallée du Dadès und wir steuern gemütlich auf der Route des Kasbahs gen Westen. In der Ferne sieht man die schneebedeckten 4-tausender Gipfel vom Hohen Atlas Gebirge. Grösser als hier könnten die Kontraste kaum noch sein. Noch ein letzter Pass für heute, der «Tizi-n-Taddert» und wir checken für 2 Nächte im Camping «Amridil» unweit von Skoura ein.

Der CP verfügt über eine Waschmaschine und somit bauen wir mal wieder einen dringend nötigen Waschtag ins Reiseprogramm ein. Einen kurzen Spaziergang vom Camp entfernt liegt der restaurierte «Kasbah Amerhidil» der einen Besuch lohnt. Direkt daneben weisen rote Pfeile auf einen beschaulichen Spaziergang hin, der hinein in die herrliche Palmenoasen mit typischer Oasenbewirtschaftung führt. Leider sind viele der Kasbahs verlassen und dem Zerfall preisgegeben. Am Abend serviert uns der freundliche Platzbesitzer Hamza eine Tajine und Couscous vom Feinsten! Die Weiterfahrt auf der N10 ist eher unspektakulär bis Ouarzazate. Das Highlight folgt dann aber in der Stadt in Form von einem paradiesisch bestückten Carrefour Market wo wir unseren Lebensmittelvorrat aufgestockt haben. Paradiesisch auch das Wein- und Biersortiment mit z.T. moderaten Preisen für einheimischen Wein. Da in absehbarer Zeit Ramadan gefeiert wird und somit kein Alkohol gekauft werden kann, viel der Wein und Biereinkauf doch eher umfangreich aus. Obwohl wir den weltberühmten Ksahr «Ait Ben Haddou» schon auf unserer letzten Reise vor 8 Jahren angeschaut hatten, entschieden wir uns für einen neuen Besuch. Dazu kam es dann aber nicht, weil uns die Massen von Bussen, Womo’s und folglich auch von Menschen davon abhielt. Folgt man von hier der Strasse weiter in nördlich Richtung über Tamdaght und Telouet zum «Tizi-n-Ticha» Pass nach Marrakesch. Es geht durch eine wilde Landschaft mit tiefen Schluchten. Oberhalb der Strasse türmen sich massenhaft erodiertes und loses Felsgestein das jederzeit herunterrollen könnte. Berge von heruntergestürzten Felsbrocken säumen denn auch die Strassenränder. Mir wurde das irgendwann zu mulmig und so entschieden wir uns zum Umkehren. Zurück in Ouarzazate folgen wir der N9 wieder Richtung Süden mit dem Ziel Zagora. Mehr oder weniger geht es kilometerweit durch endlose Steinwüsten und kleine Schluchten. Der spannendste Teil der heutigen Etappe ist die Fahrt über den «Tizi-n-Tinififft» (1660 m.ü.M.) Momentan wird an einer neuen, überdimensionalen Passstrasse emisig und mit grossen Maschinen gebaut. Es ist erstaunlich, wie intensiv die Regierung Geld in den Ausbau der Strassen steckt. Da jedoch unterdessen der Tourismus die zweitwichtigste Einnahmequelle des Landes darstellt, machen diese gewaltigen Investitionen sicherlich Sinn. In Agoz übernachten wir auf dem schönen «Camping Maison Tensift». Zum Empfang serviert der freundlichen Besitzer einen frischen Tee a la menthe und am nächsten Morgen gibt es frisch gebackenes Brot ans Auto geliefert. Kostenlos! Auch die Übernachtungspreise sind moderat. 1 Womo mit 2 Personen und unlimitiertem Strom kosten nur gerade mal 100 Dirham (ca. 9 CHF)! Bei dieser Herzlichkeit und Grosszügigkeit der marokkanischen Campingbetreiber könnten sich viel europäische Campingbesitzer eine mächtige Scheibe abschneiden.

Gleich hinter Ouarzazate ändert sich die Szenerie wieder. Landschaftlich abwechslungsreich führt die tolle Strasse durch weite Ebenen und wild zerklüftete braune Wüstenlandschaft bis Agdz, und anschliessend flott durch das berühmte Vallé du Drâa. Zitat aus unserem Reiseführer Reise Know How: «Ein Meer aus grünen Palmenwipfeln, die sich sanft im Wind neigen, spenden Schatten für die Oasengärten am Qued Dràa» Leider gehört dieses schöne Bild der Vergangenheit an! Der seit Jahren ausbleibende Regen und die damit verbundene Dürre hat das ganze Tal in eine hellbraune, z.T. gespenstische Szenerie mit tausenden von abgestorbenen Palmengärten verwandelt. Der Anblick macht betroffen und traurig zugleich. Am Rande des breiten Palmengürtels sieht man immer wieder mächtige Kasbahs und ursprüngliche Ksour. Sie zeugen vom umtriebigen Handelsweg zwischen der Sahara und dem Norden. In den Dörfern herrscht überall emsiges Treiben. Von allen Seiten winken die Kinder und hoffen darauf, dass man kurz anhält. Sie fragen nach Kugelschreibern, Schokolade oder auch etwas Kleingeld. In Zagora wollen wir auf dem Camping «Oasis Palmier» übernachten. Wiederum werden wir vom herzlichen Besitzer mit einem Tee a la menthe empfangen. Zum Standartservice gehört auch eine grosse geflechtete Fussmatte inkl. Beistelltisch für jeden Stellplatz. Für uns bis jetzt der Beste Platz auf dieser Reise.

Von hier aus zieht uns wieder in die Wüste nach Mhamid. Eine neue, gutausgebaute Teerstrasse durchquert die typische Wüstenlandschaft. Die Sandverwehungen auf der Strasse zeugen von der Nähe zur Sahara. In Tamegroute steht das berühmte Heiligtum «Zawia Tamegroute». Es enthält eine Bibliothek mit 4189 handgeschriebenen Bücher und Schriften. Wir haben den Tipp bekommen eine traditionelle Töpferei im Ort anzuschauen. Aus Tamegroute stammen die bekannten, grün glasierten Töpferwaren. Mit einem einheimischen Guide durften wir die Töpferei besuchen. Ein absolutes Highlight das einen Einblick gab wie mit einfachsten Mitteln und jahrhundertalten Methoden die wunderschönen Töpfereien in mühsamer Handarbeit hergestellt werden. Nach weiteren 80 Kilometer erreichen wir Mhamid. Von hier aus existieren nur noch Pisten für 4×4 Fahrzeuge die in Wüste hinein führen. Ein gottverlassenes Nest mit staubigen Strassen, unzähligen Anbietern von Wüstensafaris und vielen Kamelen. Hier tummeln und treffen sich die Womo-Craks welche mit ihren Allrad-Fahrzeugen die Sahara bereisen. Von der Wüste her wehte ein stetiger Wind und füllte alle Löcher und Ritzen vom Auto mit feinstem Sand und Staub. Kaum ein Quadratzentimeter wo es nicht geknirscht unter den Füssen. Too much für unseren Geschmack! Gleich am nächsten Tag geht auf gleicher Strecke zurück nach Zagora und nun aber nach Westen Richtung Tata. Auf der eintönigen Fahrt entlang dem Djebel Bani kreuzen wir ein paar Womos und bekommen von Zeit zu Zeit ein paar Kamele vor die Linse. Kurz nach El Mhamid, einer kleinen Oasenstadt machen wir Halt in Foum-Zguid. Der Camping «la Palmeraie Rachid» entpuppt sich als absoluter Glückstreffer. Unter schattenspendenden Palmen lässt es sich gut ein paar Tage aushalten. Im kleinen Restaurant werden typische Gerichte serviert. Jeden Morgen gegen 08:30 Uhr kommt der Chef persönlich angefahren und macht mit hupen darauf aufmerksam, dass frisches Brot zu haben ist. Für alle Gäste gibt es ein Baguette und ein Fladenbrot – GRATIS wohlgemerkt! Wir bleiben zwei Nächte und geniessen die Ruhe. Sandra investiert einige Stunden um das Auto wieder sand- und staubfrei zu bekommen.

Die Stasse N12 die wir nun weiterverfolgen, haben wir noch von unserer letzten Reise in (guter) Erinnerung. Stundenlages Fahren durch einsame und öde Gegenden über Tata, Tagadirt nach Icht. Für uns eine dieser Transferetappen wo man hin und wieder durch muss. Ab Icht hat man zwei Möglichkeiten Richtung Guelmim zu gelangen. Die N12 über Assa mit kleinem Umweg oder wie wir auf der z.T. etwas schmalen R102 über Tarhjijt, welche vor Guelmim wieder in die N 12 mündet. Park4night führte uns zu dem sehr gut bewerteten Camping «l’Oasis» in Tighmert, etwas abgelegen in die Pampas. Der Platz entpuppte sich jedoch als absolute Katatrophe und wir waren froh am nächsten Tag wieder weiterfahren zu können. Unser Ziel: «Plage Blanche» südlich von Guelmim am Atlantik. Die Strasse P1302 ist unterdessen gut ausgebaut und es lässt sich cruisen vom Feinsten durch eine zwar öde aber trotzdem reizvolle Gegend. Mit dem Plache Blanche erreichen wir den südlichsten Punkt unserer Reise. Hier lässt es sich auch gut auch über Nacht stehen auf dem neu gebauten PP. (Kein Strom und Wasser). Nach einer ausgiebigen Strandwanderung gehts weiter auf der P1300 nordwärts immer der Küste nach. (ANMERKUNG: Ist auf der Strassenkarte unten nicht richtig eingezeichnet da Google die Strasse nicht kennt – Die Abzweigung ist gleich hinter Plage Blanche auf der Strasse die wir gekommen sind) Die ersten paar Kilometer sind etwas holprig. Was aber danach folgt lässt sich kaum in Worte fassen. Eine grandiose Strecke in grandioser Landschaft und immer mit Blick auf den Atlantik. In Sidi Ifni, einem nicht mehr ganz so authentischen marokanischen Küstenstädchen übernachten wir auf dem Camping «Sidi-Ifni». Auch wenn der Ort doch sehr touristisch angehaucht ist – ein Besuch lohnt sich alleweil! Wenige Kilometer nach Sidi Ifni, auf der Küstenstrasse R104, geht es links weg zur «Résidential Kasbah Lagzira». Hier kann man für 10DH den Camper bewacht stehen lassen. Mit dem eigenen Wagen die Strasse zum öffentlichen PP sollte man besser nicht fahren! Wir machen uns auf dem menschenleeren Strand nach links auf den Weg zum «Arches de Legzira». Schon aus der Ferne kann man dieses einmalige Monument das die Natur geschafffen hat, bewundern. Je nächer man aber kommt, um so gigantischer wirkt der Felsbogen. Ein wirklich lohnender Strandspaziergang! Die toll ausgebaute R104 bringt uns in abwechslungsreicher Fahrt – immer mit Blick auf das Meer – bis zum hübschen Ferienstädtchen Aglou. Hier verlassen wir nun endgültig wieder die Küste und rollen nach Ziznit mit seinem hübschen Souk für den man 1/2 Stunde einplanen sollte. Um unser Tagesziel Tafraoute zu erreichen müssen wir erst noch den 1100 m hohen «Col du Kerdous» erklimmen. Für die Strecke bis Tafraoute sollte man genügend Zeit einplanen. Die Strasse ist sehr kurvenreich und es geht auf und ab. Wir sind dann froh, auf dem Camping «Granit Rose» endlich einchecken zu können. Übrigens: gemäss Insidern gibt es auf dem CP die beste Taijne Marokkos! Muss bis am Mittag vorbestellt werden damit sie abends vom Chef persönlich serviert werden kann. Wir haben es leider verpasst.

Die bizzarren Granitfomationen, für welche Tafraoute berühmt ist, leuchten glutrot in den Morgensonne als wir uns auf den Weg nach Tallouine, unserem heutigen Tagesziel, machen. In Titeki geht es rechts weg auf die R106. Es ist die ersten Kilometer lediglich ein schmales Teerband mit ausgefransten, hohen Rändern. Die Einheimischen warten beim Kreuzen bis zum letzten Moment um notgedrungen in das holprige und staubige Kiesbeet fahren zu müssen. Aufgrund der vielen Schlaglöcher und Belagsschäden kommen wir nur sehr langsam voran. Endlich wird die Strasse wieder besser und schraubt sich durch die herrliche Berglandschaft stetig in die Höhe bis zur Passhöhe vom Tizi Mlil auf 1650 m.ü.m. Solltest du an einem Samstag die Strecke befahren, unbedingt am Wochenmarkt in Ait Abdallah einen Halt einlegen und dem geschäftigen Treiben zuschauen. Hier sind es wirklich ausschliesslich Einheimische die sich auf dem Markt bewegen. Schon bald stehen wir auf dem nächsten Pass, dem Tizi-n-Tarakatine auf 1690 m.ü.m. Durch karge braune Hügellandschaft geht es weiter nach Ighern welches immer noch über1700 m.ü.m. liegt. An den Berghängen kleben die Lehmhäuser von Illigh malerisch und gut geschützt am Hang. Weiter geht es kurvenreich auf der R106 durch die weitläufige Hügellandschaft wo mancherorts Mandel- und Arganbäume auf dem kargen Boden gepflanzt wurden. Der nächste Teil der Etappe wird dann aber schon recht abenteuerlich. Wir folgen einem langen Tal wo ein Unwetter sämtliche Brücken und Flussübergänge zerstört hat und wir nun auf improvisierten Umleitungen das Bachbett mehrmals kreuzen müssen. Mensch und Material werden ganz schön durchgeschüttelt. Immer wieder geht es durch kleine Bergdörfer wo die Kinder zum Teil doch sehr aufdringlich und resolut an den vorbeifahrenden Fahrzeugen betteln. Wir haben auch schon gehört, dass die Kinder Steine auf die Autos werfen wenn das Betteln erfolglos war. Das Zeigen vom Stinkefinger gehört schon zum Standartritual. Schade! Auf dem sehr schön am Hang gelegenen Camping «Auberge Toubkal» nahe Tallouine mit wunderschöner Aussicht sind die Anstrengungen der heutigen Etappe aber gleich wieder vergessen. Tallouine gilt als DIE Safran-Stadt in Marokko.

Es hat die ganze Nacht geregnet und der neue Tag präsentiert sich nass und nebelverhangen. Heute steht eine lange Etappe mit 4 Pässen auf dem Programm. Wir wollen das nasskalte Wetter nutzen, um in die Nähe von Marrakesch zu gelangen. Eigentlich wollten wir über den «Tizi-n-Test» nach Marrakesch fahren. Diesen Plan mussten wir aber verwerfen, da die Passtrasse, als Folge vom heftigen Erdbeben im September 2023, nach wie vor stark beschädigt ist. Auf der N10 geht es über die Pässe «Tizi-n-Taghatine» 1886 m und «Tizi Ikhsane» 1650 m durch viel karge, braune und steinige Landschaft nach Tazenakht. Vielfach geht es hier über endlose Hochebenen auf schnurgeraden Strassen die sich am Horizont verlieren. Hinter Tazenakht steigt die Strasse hinauf auf den «Tizi-n-Bachkoum» auf 1700 m. Hier oben gibt es eine prächtige Aussicht über das weite, offene Land. Je näher wir der Strasse N9, der kommen frischt der Wind immer mehr auf und steigert sich am Talboden zu einem heftigen Sandsturm, den wir nun durchfahren müssen. Die Strasse ist kaum mehr sichtbar und Mensch und Material wird so richtig durchgeschüttelt. Wir sind froh, dass dieser Spuk schnell vorbei ist als wir die Talsohle durchfahren haben. Auf unserem Weg Richtung Norden sieht man bereits von der Ferne die schneebedeckten Gipfel vom Hohen Atlas Gebirge. Die Passstrasse über den «Tizi-n-Tichka» 2260 m ist unterdessen zu einer Autobahn ausgebaut worden. Schwer beladene Lastwagen kriechen im Schneckentempo den Berg hinauf. Leider ist der Windsturm auf der Passhöhe so stark, dass wir gleich wieder weiterfahren. In Ait-Ourir ist mal wieder Zeit die Füsse zu vertreten. In diesem quirligen Städtchen erlebt man das wahre Marokko. Auf den Strassen ist viel Betrieb durch Pferdekutschen. Anders als in anderen Städten scheint das hier das Hauptverkehrsmittel für die Einheimischen zu sein. Natürlich darf auch ein Bummel durch den herrlichen Souk nicht fehlen. Wir decken uns mit Mandeln und Nüssen ein. Nur ein paar Kilometer weiter, 20 Kilometer vor Marrakesch, checken wir in unserem heutigen Nachtquartier ein. «La terre des M’OUKHIYAS» Nathalie und Philippe haben hier ein kleines Paradies geschaffen. Heute ist unser Hochzeitstag und wir lassen uns von Nathalie mit einer Tajine verwöhnen. Philipp überrascht uns mit einer Schachtel Feinster Kuchen, die er im Ort extra für uns gekauft hat. MERCIE!

Die nächste Etappe führt uns über die R210 durch weite Ebenen und karges Land. Bei Taguella wechseln wir auf die P3105 und gondeln bis Ouzoud auf den CP «Zebra».  Es ist dies der perfekte Platz um die berühmten Wasserfälle «Cascades d’Ouzoud» zu besuchen. Es sind dies die höchsten Wasserfälle von Marokko und entsprechend werden diese auch touristisch vermarktet. Ganze Kolonnen von Kleinbussen karren tausende Besucher von Marrakesch heran. Trotz der vielen Menschen und Souvenirläden lohnt es sich auf alle die Fälle zu besichtigen.

Die Strasse schraubt sich nun hoch hinauf über die «Gorges de L’Ouzoud-el-Abid». Die senkrechten Felswände der mächtigen Schlucht leuchten rot in der Morgensonne. Ziemlich kurvig mit vielem rauf und runter bringt uns die P3105 über Ait-Attab und Ait-Acco auf die N8 bei Ouled Ayad. Entlang der Bergstrassen kann man überall köstlichen Honig aus Kakteenblüten kaufen. Weiter auf der N8 nach Beni-Mellal und kurvenreich und schier endlos bis Khenifra und schliesslich zu unserem Tagesziel Azrou auf den CP Emirates.

Planänderung! Da die Gerbereien in Fes wegen dem Ramadan geschlossen sind, entscheiden wir uns Fes nicht zu besuchen und fahren stattdessen auf der N13 nach Meknes und weiter über Moulay-Idriss nach Ouezzane. Die wunderschöne Stadt hat für unseren Geschmack einen der schönsten Souk im ganzen Land! Tagesziel heute ist der CP von Chefchaouen. Wir sind überrascht, wie viele Camper es heute auf dem Platz hat. Mit Glück haben wir einen der letzten Pitch erhalten. Für den Besuch von Chefchouen sollte man sich mindestens einen Tag Zeit nehmen. Die «blaue Perle Marokkos», am Fuss vom Rif-Gebirge versprüht ihren ganz eigenen Reiz mit den blau getünchten Häuser. Ein wunderbarer Wirrwarr aus Gassen, Treppen und Geschäften lässt einen eintauchen in eine andere Welt.

Von hier aus sind es noch ca. 2 Stunden Autofahrt zur Fähre bis nach Tanger Med.